24.10.2023 - Vereinsnews

Schwimmer am Scheideweg – Entscheidungen und Kompromisse

Er will das Unmögliche möglich machen. Alles unter einen Hut bringen. Beruf und Sport. So ist er gestrickt.

Perfektion par Excellence auf allen Ebenen: Jan Fährmann, emsländischer Top-Schwimmer mit deutschem Niveau am Scheideweg.
Am besten erreicht man ihn morgens im Elektroauto auf dem Weg nach Bersenbrück zur Arbeit. Zwischen 7 und 8 ist er erreichbar, bevor er in den Labors seines Arbeitsgebers entschwindet. „Alles „geheim“ – wir dürfen drinnen auch leider kein Foto machen!“, erläutert der promovierte Chemiker die Policy seiner Firma, der Culimeta Textilglas Technologie GmbH & Co. KG. Und sein Arbeitgeber hat mit dem gebürtigen Haselünner, der seit Jahren für den SV Sigiltra Sögel startet, noch Einiges vor.

Erst seit anderthalb Jahren bei der Textilglas-Firma, will sie ihn nun zum Leiter der Entwicklungsabteilung machen. „Mein Chef hat wohl mein Engagement und meine Begeisterung für innovative Technologie erkannt. Das hat einige meiner Kollegen doch überrascht und nicht nur das …“, überwiegt für den 30-Jährien die Freude ob des Zutrauens. Das Angebot seines Chefs, eine günstige Mietswohnung für Firmenangehörige in Bersenbrück zu beziehen, lehnte er kategorisch ab. Auch zu einem günstigen Bauplatz sagte er nein. Fährmann: „Ich bin und bleibe Haselünner und Emsländer!“

Eigentlich will er immer recht pünktlich Feierabend machen, um sich seiner großen Leidenschaft, dem Schwimmsport zu widmen. Aber Fährmann zeigt sich flexibel. Er nutzt die Mittagspause, um ins Fitnessstudio zu kommen. Trainiert auch schon mal in Bersenbrück, Ankum oder Quakenbrück, um Zeit zu sparen und wegen der deutlich gestiegenen Arbeitsbelastung einschließlich Dienstreisen überhaupt noch ins Wasser zu kommen. „Badehose und Schwimmbrille habe ich immer dabei!“, ist er dennoch sehr bemüht und wenn’s zeitlich irgendwie machbar ist, bei seinem Heimatverein und im Emsland das Training zu absolvieren. Mit seinen Mannschaftskollegen Kontakt zu halten. Beim Stützpunkttraining im Emsbad Meppen dabei zu sein.

Und jetzt dies noch obendrauf. Ab diesem Monat soll er „so nebenbei“ neben seiner neuen Funktion eine Fortbildung besonderer Art durchlaufen: zweites Masterstudium des Wirtschaftsingenieurwesens während der Arbeit (freitags und samstags) an der Universität Osnabrück, die dieses jetzt anbietet. „Mein Chef hat wohl großes Vertrauen zu mir, schließlich investiert er einen fünfstelligen Betrag für mein Weiterkommen! Er hat wohl erkannt, dass ich die Prinzipien des Leistungssports auch im Beruf umsetze! Aber – ich will auch im Wasser weiter vorn mitschwimmen!“, betonte das A-Kader-Mitglied der Sporthilfe Emsland.

Weder starke berufliche Belastungen noch gesundheitliche Rückschläge durch Corona und mehr warfen Fährmann aus der Schwimm-Bahn. Vor vielen Monaten waren es Knieprobleme nach Trainingslager, jetzt abklingende Schulterbeschwerden nach Krafttraining, die seinen sportlichen Tatendrang dämpften. Einiges nicht zuletzt durch seine Ungeduld und mangelnde Körpereinschätzung verursacht. „Mit 30 Jahren erreicht man schwimmsportlich die Schwelle zum Rentenalter“, so die These im Schwimmsport. Dennoch – der ehrgeizige, ehemalige deutsche Staffelmeister und nationale Rekordhalter gibt weiter ehrgeizige Ziele vor. Volle Konzentration auf die Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften Mitte November in Wuppertal und die DSV-Masters im Dezember in Hannover. Sein „special goal“: Deutscher Masters-Rekord auf der Kurzbahn.