26.03.2020 - Sporthilfe Emsland

René Tebbel hängt noch ein Jahr dran

Diese Folgen hat die Olympia-Verlegung für Vater und Sohn

Emsbüren Vater und Sohn gemeinsam bei Olympia – dieser Traum sollte sich eigentlich in diesem Sommer für die emsländischen Springreiter René und Maurice Tebbel erfüllen. Doch wegen des Coronavirus sind die Sommerspiele von Tokio um ein Jahr verschoben worden. Wie die beiden Emsbürener damit umgehen und welche Folgen es für sie hat, haben sie der Emslandsportredaktion erzählt.
„Eigentlich sollte die Olympiade mein letztes Turnier werden“, sagt René Tebbel. „Jetzt muss ich das Ende noch mal um ein Jahr verschieben.“ Natürlich werde er jetzt noch ein Jahr dranhängen, um in Tokio dabei sein zu können, macht der 51-Jährige deutlich. Dass es zur Verschiebung kommt, kann René Tebbel nachvollziehen. Man habe ja gar keine andere Chance gehabt, findet er. „Da gab es ja nichts zu überlegen. Das war die einzige Chance, dass die Spiele abgesagt werden.“
Die Ungewissheit bei den Sportlern ist nun weg. Alleine von der Motivation her seien die letzten Tage und Wochen schwierig gewesen, berichtet René Tebbel. Man habe jeden Tag trainiert, ohne zu wissen, ob die Spiele tatsächlich stattfinden können. Zustimmung gibt es von Maurice Tebbel: „Erst mal gut zu wissen, dass das Hin und Her jetzt vorbei ist. Dass es nächstes Jahr ist, ist schon mal gut.“ Ob für ihn die Verlegung ein Vor- und Nachteil sei, wisse er im Moment auch nicht so genau.
Finanziell bedeutet die Verschiebung der Spiele, dass René Tebbel umplanen muss. Eigentlich sollte sein Pferd nach den Spielen in Tokio im Sommer als Deckhengst eingesetzt werden. Nun steht ein weiteres Jahr Vorbereitung auf dem Programm: „Er ist super in Schuss. Jetzt hoffen wir, dass es irgendwann mal wieder losgeht.“
Während sein Vater das Olympiaticket bereits in der Tasche hat und als Einzelstarter für die Ukraine nach Japan reisen kann, hätte sich Maurice Tebbel bis zum Sommer noch beweisen und einen Startplatz sichern müssen. In vier Wochen hätte ein Nationenpreis in Frankreich angestanden. „Das wäre eine Sichtung gewesen“, erklärt der 25-Jährige. Danach hätte er in Hamburg gesattelt, doch auch dieses Turnier ist gestrichen. „Es wären noch drei, vier Turniere gekommen, wo man sich hätte beweisen können.“
Die Konkurrenz in Deutschland ist groß. Fünf Reiter zählen zum deutschen Olympiakader: Daniel Deußer und Christian Ahlmann sind neben dem Ranglistendritten Marcus Ehning zurzeit die mit Abstand erfolgreichsten deutschen Springreiter. Sie gehören ebenso zum Olympiakader wie Maurice Tebbel und Einzel-Weltmeisterin Simone Blum (Zolling), die im Februar erstmals Mutter wurde. „Dadurch, dass bei uns nur drei Sportler reiten dürfen, ist es natürlich nicht so einfach“, sagt Tebbel. Deußer und Ahlmann gelten als gesetzt. Aber Maurice Tebbel rechnet sich Chancen aus, als dritter oder vierter Reiter in Tokio dabei sein zu können.
Sportlich lief es in letzter Zeit ordentlich für Maurice Tebbel. Zwei Wochen war er kürzlich in Doha. Bei zwei Fünfsterneturnieren absolvierte er mit Don Diarado sieben Parcours fünfmal fehlerfrei. Auch deshalb strahlt Maurice Tebbel Zuversicht aus: „Olympia ist jetzt aufgeschoben und nicht abgesagt. Von daher hoffen wir, dass es im nächsten Jahr klappt.“ Glücklicherweise sei sein Pferd noch nicht so alt, sagt er. „Für einige, die ein 14- oder 15-jähriges Pferd haben, für die es das letzte Jahr sein sollte, ist das natürlich noch mal schwierig.“
Abgespeckt ist das derzeitige Trainingsprogramm. „Im Moment werden die Pferde nur leicht bewegt“, berichtet René Tebbel. Man sei aktuell nicht voll im Training, ergänzt sein Sohn. „Wir müssen natürlich die Pferde bewegen und arbeiten ein bisschen. Wir können natürlich nicht von 100 auf null reduzieren, weil das für die Pferde auch nicht so gesund ist.“ Es werde zwar weiter geritten, aber richtiges Springtraining sei im Moment nicht möglich. Schon in Rio dabei
Im Gegensatz zu seinem Sohn hat René Tebbel bereits einmal an den Olympischen Spielen teilgenommen. Vor vier Jahren in Rio erreichte er das Einzelfinale, nachdem er mit dem Team der Ukraine auf Platz 13 gelandet war. Im Einzel belegte er Rang 19. Seit 2014 reitet der dreimalige deutsche Meister für die Ukraine.