15.04.2020 - Kreissportbund Emsland

Immer mehr Kunstrasenplätze im Emsland

Wer den Anfang machte, wo derzeit weitere Flächen entstehen und warum Pflege so wichtig ist

Meppen Die Wintermonate im Emsland bedeuteten für die heimischen Fußballerinnen und Fußballer über viele Jahre Stillstand des Spiels. Doch über die letzten Jahre haben sich die Gegebenheiten verändert: Denn die Zahl der Kunstrasenplätze im Emsland wächst stetig – und macht das Fußballspielen draußen auch bei nassen und widrigen Bedingungen möglich.

Anfang im Süden: Der SC Spelle-Venhaus eröffnete 2010 den ersten Kunstrasenplatz im Landkreis. „Damals haben wir zusammen mit dem Landkreis und Fußballverband die Planungen für Kunstrasenplätze gestartet“, erinnert sich Michael Koop, Präsident des Kreissportbundes Emsland (KSB).

Hohe Ziele: „Wir sahen und sehen einen erhöhten Bedarf, um den Spielbetrieb ganzjährig und wetterunabhängig durchzuführen“, sagt Koop. Das Ziel der Verantwortlichen damals: pro Stadt, Samt- oder Einheitsgemeinde ein Kunstrasenplatz, jedes Jahr sollte einer gebaut werden. Ein ambitioniertes Ziel, das nicht ganz eingehalten werden konnte.

Wo es Plätze gibt: Zwei Jahre nach Spelle eröffnete beim SV Meppen der zweite Kunstrasenplatz im Emsland. Es folgten Spielfelder beim TuS Lingen (2014), in Sögel beim Kreissportbund und bei Concordia Emsbüren (beide 2016). VfL Herzlake und Union Meppen eröffneten 2018 sowie Raspo Lathen im letzten Jahr.

Drei Plätze in Planung: Acht Plätze in zehn Jahren. Und die nächsten drei sollen noch in diesem Jahr folgen: Der TuS Haren, der Haselünner SV sowie DJK Eintracht Papenburg in Kooperation mit den anderen ortsansässigen Vereinen planen noch für 2020 die Fertigstellung ihrer Plätze. „Eine sehr gute Entwicklung“, sieht Koop, der betont, dass die Plätze auch von anderen Sportarten genutzt werden könnten.

Kosten: Der Bau eines neuen Platzes verschlingt nach aktuellem Stand circa 600 000 Euro. Bei der Finanzierung beteilige sich im Emsland meist der Landkreis sowie Stadt oder Gemeinde jeweils mit 20 Prozent, erläutert Koop. Der KSB kann aus seinem Topf für Sportstättenbau maximal 100 000 Euro beisteuern. „Es gibt ja auch noch andere Maßnahmen als Kunstrasenplätze“, merkt Koop an. Zehn Prozent Eigenkapital müssen die Vereine selbst zum Bau noch aufbringen. Aktuell sei es noch eine gute Zeit zum Bauen, da bis 2022 eine erhöhte Fördersumme seitens des Landes vorhanden sei, so Koop. Der KSB unterstütze es aber auch, wenn sich die Kommunen des Baus annehmen würden, wie bei Union Meppen oder TuS Haren. „Bedarf und Nachfrage sind jedenfalls hoch“, sagt Koop.

Nutzung: Einigen Beispielrechnungen zufolge, die sich an der jährlichen Nutzungsdauer orientieren, ersetzt ein Kunstrasenplatz zwei bis drei Naturrasenplätze. Im Emsland seien die meisten rund um die Uhr belegt, berichtet der KSB-Präsident. Beispielhaft dafür die Zahlen der Sportschule, an die der Kunstrasenplatz in Sögel angegliedert ist: Hier stiegen allein die Teilnehmerzahlen von 7598 im Jahr der Platzeröffnung 2016 auf 19 059 im Folgejahr. 2019 waren es schon 24 277 Teilnehmer. Auch die Anzahl der Lehrgänge hat sich seit der Eröffnung des Kunstrasenplatzes mehr als verdoppelt.

Hürden: Erst im vergangenen Jahr gerieten die Kunstrasenplätze europaweit in die Schlagzeilen. Denn Kunstrasenplätze, die mit einem biologisch nicht abbaubaren Kunststoffgranulat gefüllt sind, sollen nach Willen der EU verboten werden. Ein Aufschrei ging durch Fußballdeutschland, sind doch die meisten der 5000 Kunstrasenplätze eben damit gefüllt. Ihr Bestand scheint aber vorerst gesichert. Und für die neuen Plätze gibt es bereits Alternativen, die auch das Land Niedersachsen weiterhin fördert: Quarzsand oder Kork, mit dem auch der Platz in Lathen befüllt ist. 15 bis 20 Jahre soll so ein Kunstrasenplatz dann halten. Bei guter Pflege auch noch länger.

Pflege: Rund 10 000 Euro pro Jahr, so Schätzungen in Lathen und Papenburg, kostet die Pflege. In der Regel werden Kunstrasenplätze mehrfach täglich und bei fast jeder Witterung genutzt, das ganze Jahr über. Dass an einem einmal fertiggestellten Platz nichts mehr getan werden muss – diese landläufige Meinung ist falsch. Leichte Verschmutzungen wie Blätter, Baumnadeln, Papier, Zigaretten und Ähnliches auf dem Spielfeld sollten umgehend entfernt werden. Generell gilt, dass die Rasenhalme alle ein bis zwei Wochen aufgebürstet werden sollten.

Geschichte: Das amerikanische Baseballteam der Houston Astros verlegte 1966 den ersten Kunstrasenplatz der Welt, da im heimischen Stadion kein Rasen mehr wachsen wollte. Über die Jahrzehnte bahnte sich das Alternativgrün seinen Weg zu den Sportanlagen dieser Welt. In Deutschland gibt es derzeit etwa 5000 Kunstrasenplätze.

HIER geht es zum Bericht der NOZ