11.01.2022 - Kreissportbund Emsland

Felix Berling trainiert bei Olympiasieger Josh Davis

„Wer hätte das gedacht – dass ich in den USA studieren und gleichzeitig bei einem Olympiasieger trainieren darf?“.

Oklahoma City/Meppen. Der Meppener Schwimmer Felix Berling ist immer noch Feuer und Flamme für seine Wahl, nach dem Abi am Windthorst Gymnasium ein Sportstipendium der Oklahoma Christian University anzunehmen.
 
Dort im Mittelwesten studiert der 19-jährige niedersächsische Topsprinter „Natural Science“ und springt für die „Eagles“, der 1950 von den „Churches of Christ“ gegründeten Uni, top vorbereitet ins Wasser. Denn das ist Berlings elementarer Beitrag zur wichtigen Mission der Hochschule, bei der „Rocky Mountain Conference“ der National Collegiate Athletic Association (NCAA) in der Division II der US-weiten Sportliga der Universitäten gut auszusehen. Es kommt für ihn darauf an, mit seinen Leistungen im Wasser die Uni-Ehre zu stärken und die Adler-Flagge und deren Farben Maroon und Grau würdig ins Licht zu setzten. „So etwas wie diesen Teamgeist hier zu erleben, ist komplett neu und unheimlich schön für mich! Bei uns zuhause gibt’s Vergleichbares nicht! Vielleicht einen Hauch davon beim DMS-Mannschaftswettbewerb. Uni- oder auch Schulsport nach dieser Fassion ist in Deutschland undenkbar. Bei uns gibt es den leistungsmäßigen Schul- oder Uni-Sport im Prinzip nur durch die Arbeit der Sportvereine. Der Leistungssport im Bildungsbereich wird nur von den Vereinsschwimmer getragen! Er vegetiert also nur vor sich hin!“, hält Berling einen Vergleich von deutschen Hochschulmeisterschaften oder des Schulwettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“ mit dem hochpriorisierten Hochschul- und Highschool-Sport für unmöglich. „Das sind nur Alibis, um überhaupt etwas zu demonstrieren, was es im Prinzip nicht gibt!“, geht der smarte Meppener Modellathlet hart mit dem System zuhause ins Gericht.
 
Um für sein personalstarkes, 31-köpfiges Männer-Collegeteam, das neben dem Schwimmen noch zahlreiche andere Sportarten einschließt, die Kastanien aus dem Feuer zu holen, muss sich Berling bei Coach Josh Davis und einem Athletiktrainer ganz schön „quälen“. „Aber es ist oft Wettkampf im Training und macht auch durch die Zweikämpfe immer noch unheimlichen Spaß!“, stehen für den auch 2022 in den B-Kader der Sporthilfe Emsland berufenen Schwimmer neun Wassereinheiten (1 Std. morgens & 2 Std. nachmittags) in der eigenen 6x25-m-Bahn-Schwimmhalle auf dem Wochenplan. Die Heimwettkämpfe finden dann aber auf den zehn 25-Yards-Bahnen der nahegelegenen externen modernen Schwimmhalle statt. Zudem kommen noch 2- bis 3-mal Kraft- und Athletiktraining (Ganzkörper- und Hantel-) in einer speziellen Kraftraumhalle. Ein top ausgestattetes Fitnessstudio bietet sich dem Athletikfan auch noch extra an. Selbst die sportbauliche Ausstattung sowie die personelle Qualifikation der Trainer, Physios und Mediziner der Uni sind Voraussetzung, um überhaupt an dem Wettbewerb, der sogenannten Conference, teilnehmen zu können.
 
„Die Uni ist auch für mich schon ein bisschen sehr fromm, obwohl ich lange Messdiener an der Probsteikirche war. Aber sonst ist das alles hier eine runde Sache!“, lobt er die perfekten Bedingungen der zweiten Uni der zentralen Stadt in den Great Plains nördlich von Texas. „Aber auch halt sehr, sehr konservativ! Alles vorwiegend Trump-Fans und Covid-Verharmloser. Maskentragen absolut verpönt! Da heißt es, ruhig bleiben, abzuhaken und sich auf’s Training und Studium zu konzentrieren!“, nutzt der Emsländer die optimalen sportlichen Bedingungen und zeigt, dass er im Team bei den Sprintstrecken über 50 und 100 m Freistil und auch Brust zu den Besten gehört und für die Staffeln immer gesetzt ist. Berlings geschwommenen Zeiten auf der Yards-Bahn sind sehr vielversprechend. Die mit kleinen Unsicherheiten umgerechneten 51 Sekunden über 100 m Freistil können sich sehen lassen. Das wäre Platz 6 der DSV-Juniorenbestenliste für den Jahrgang 2002. Noch besser schlagen seine 22,5 Sekunden für 50 m Freistil zu Buche: Sogar Platz 1 in der deutschen Rangliste. Aber auch in Brustlage schwimmt der durchtrainierte und Krafttraining liebende Modelathlet ansprechende Zeiten, die auf jeden Fall landeskaderwürdig wären. Würdigung, Anerkennung oder sogar Berücksichtigung seiner Ergebnisse für einen DSV-Kaderstatus selbst auf Landeebene im Heimatland sind ausgeschlossen. Auch selbst bei regulären Meterbahnzeiten ist es sehr schwer damit in die Kaderlisten aufgenommen zu werden. Hiervon kann auch die ehemalige Bremerhavener Trainerin Miriam Hierath (jetzt Head-Coach Klub nähe NY City) ein Lied singen. Ihre Tochter Yara fiel trotz besserer Leistungen als die Juniorinnen zuhause aus dem DSV-Kader.
 
Gerne hätte Berling sein US-Studium noch fortgesetzt. Aber das ist trotz der guten Schwimmleistungen nur unter großen finanziellen Anstrengungen möglich. Die jährliche Studiengebühr der Uni beträgt 34.000$. Für Berling aber reduziert sich das als Austauschstudent und wegen der sportlichen Leistung für die Divison II – Ebene. Es bleibt jedoch immer noch eine größere Finanzierungslücke selbst zu decken. Auch wenn sehr gute Kost und Logis eingeschlossen sind, ist das für deutsche Verhältnisse aber immer noch recht hoch und ungewohnt. „Marco di Carli und vielleicht auch Jan Fährmann hätte kostenfrei studieren können. In der Division I sogar noch mit zusätzlichen Vergünstigungen!“, würdigt Berling die Möglichkeiten besonders guter Sportler im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. „Da ich aber so viel Geld nicht investieren möchte, werde ich wohl meinen USA-Aufenthalt im April beenden, ins Emsland zurückkehren und zuhause weiterstudieren!“, ist der Entschluss über die Feiertage nach Südstaaten-Sightseeing-Tour mit seinen Eltern wohl gefallen. Jetzt aber freut sich der TVM-Schwimmer dann auch wieder auf Wettkämpfe und Meisterschaften im heimatlichen Emsbad, im Stadionbad am Maschsee oder der SSE in der Bundeshauptstadt.